Konjunkturumfrage

Feuchtwanger Konjunkturindex

Die Stadt Feuchtwangen erhebt seit mehreren Jahren systematisch Daten zur wirtschaftlichen Situation der örtlichen Unternehmen. Grundlage dafür waren zunächst zwei Standortumfragen in den Jahren 2013 und 2018. Nach der zweiten Erhebung wurde aus dem Kreis der Unternehmen angeregt, wirtschaftliche Entwicklungen häufiger und in engeren Abständen zu beobachten. Eine Befragung im Fünfjahresrhythmus wurde als zu grob wahrgenommen, um kurzfristige Veränderungen abzubilden oder die wirtschaftliche Lage im Verhältnis zu übergeordneten Trends, etwa den IHK-Konjunkturindizes, nachvollziehen zu können.

Vor diesem Hintergrund wurde 2018 die Feuchtwanger Konjunkturumfrage eingerichtet. Sie verfolgt das Ziel, alle vier Monate einen Überblick über die Einschätzungen der örtlichen Betriebe zu erhalten. Grundlage der Befragung ist der Bestand der beim Gewerbeamt gemeldeten Unternehmen. In Feuchtwangen sind nahezu 1.000 Gewerbebetriebe registriert, die unterschiedliche Betriebsformen und Branchen abdecken. Die Struktur reicht von zahlreichen Einzelunternehmen über kleine und mittlere Betriebe bis hin zu Unternehmen mit größerer Personalstärke.

An den Konjunkturumfragen beteiligen sich regelmäßig zwischen 60 und 80 Unternehmen. In einzelnen Phasen, insbesondere während der Corona-Pandemie, lag die Zahl noch deutlich höher. Die Befragung richtet sich jeweils an alle Betriebe und umfasst damit keine Stichprobe. Die Rückmeldungen können im Verhältnis zur tatsächlichen Wirtschaftsstruktur ausgewertet und gegebenenfalls mit statistischen Verfahren gewichtet werden. (Mehr Informationen dazu finden Sie auch hier.) Die zeitliche Lage der ersten Erhebungen vor den Krisenjahren ab 2020 ermöglicht zudem Vergleiche zwischen stabilen Jahren und den wirtschaftlichen Veränderungen infolge der Pandemie sowie der späteren Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine. In mehreren Branchen, darunter insbesondere das Gastgewerbe, zeigen die Daten deutliche Belastungen, die sich in verschiedenen Zeitabschnitten unterschiedlich stark ausgewirkt haben.

Die Teilnahme an der Befragung erfolgt anonym. Dieses Verfahren erlaubt es den Betrieben, ihre wirtschaftliche Situation unabhängig von persönlichen Gesprächssituationen einzuschätzen und sensible Angaben ohne sozialen Druck zu übermitteln. Die Stadtmarketingstelle wertet die Rückmeldungen strukturiert aus. Die Ergebnisse fließen in ein Konjunktur-Cockpit ein, das dazu dient, wirtschaftliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Handlungsbedarfe abzuleiten. Die Durchführung der Umfrage im viermonatigen Abstand ist nur möglich, weil in der Stadtverwaltung Personal mit wissenschaftlicher Erfahrung im Bereich empirischer Sozialforschung tätig ist. Eine externe Vergabe solcher Erhebungen wäre aufgrund der Häufigkeit und des Umfangs für eine Kommune der Größe Feuchtwangens nicht finanzierbar. Die direkten Kosten beschränken sich so im Wesentlichen auf den Versandaufwand.

Die Konjunkturumfrage hat sich seit 2018 als wichtiges Instrument etabliert, das eine regelmäßige und sachliche Beobachtung der lokalen Wirtschaftslage ermöglicht. Sie bietet eine Grundlage, um Entwicklungen einzuordnen und Anliegen der Unternehmen frühzeitig zu erkennen.

Der Feuchtwanger Konjunkturindex ergibt sich aus dem Saldo der Summe der Prozentangaben aus „besser“ und „eher besser“ zu der Summe aus „eher schlechter“ und „schlechter“ bei der Frage nach der aktuellen Geschäftslage.

Quelle: Stadt Feuchtwangen, Stadtmarketing

Kurz zusammengefasst

Entwicklung der Geschäftslage in Feuchtwangen

Die Konjunkturumfragen der Stadt Feuchtwangen dokumentieren seit 2018 eine stark schwankende wirtschaftliche Entwicklung, die maßgeblich von externen Ereignissen geprägt ist. Die Ergebnisse lassen sich in größere Phasen einordnen: eine stabile Ausgangslage 2018–2019, eine tiefgreifende Krise im Jahr 2020 mit Beginn der Corona-Pandemie, eine teilweise Erholung 2021–2022 sowie eine ab 2023 zunehmend sichtbare strukturelle Abkühlung. Der folgende Überblick fasst die Entwicklung der aktuellen Geschäftslage sowie zentraler Erwartungs- und Strukturindikatoren zusammen.


Stabile Ausgangslage 2018–2019

In den Jahren 2018 und 2019 zeigte sich eine robuste lokale Konjunktur. Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder eher gut einstuften, lag überwiegend zwischen 45 % und 55 %. Die Mehrheit nahm die wirtschaftliche Situation als zumindest befriedigend wahr. Gleichzeitig überwogen rückblickend gleichbleibende Einschätzungen, was auf eine stabile Entwicklung schließen lässt.


2020: Einbruch durch die COVID-19-Pandemie

Mit Beginn des Jahres 2020 und dem Ausbruch der Pandemie setzte ein deutlicher Stimmungsumschwung ein. Der Anteil positiver Lagebewertungen ging stark zurück, während über 37 % der Befragten bereits im 1. Tertial eine eher schlechte oder schlechte Geschäftslage angaben. Umsatz- und Gewinnrückgänge prägten die gesamte Erhebungsreihe des Jahres 2020; in einzelnen Befragungen meldeten mehr als 60 % der Unternehmen rückläufige Ergebnisse. Viele Betriebe sahen sich erheblichen Risiken ausgesetzt, reduzierten Investitionen und verstärkten Maßnahmen zur Digitalisierung. Besonders im 2. und 3. Tertial 2020 verschärften sich die negativen Einschätzungen, womit dieser Zeitraum den Tiefpunkt der beobachteten Geschäftslage markiert.


2021–2022: Erholung mit neuen Belastungsfaktoren

Ab 2021 hellte sich die Lage spürbar auf. Der Anteil der Unternehmen mit stabilen oder verbesserten wirtschaftlichen Verhältnissen nahm zu, wenngleich die Werte das Vorkrisenniveau nicht erreichten. Ab 2022 traten jedoch neue Belastungsfaktoren auf. Steigende Energiepreise infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wurden branchenübergreifend zum dominierenden Problem. Lieferkettenstörungen, höhere Vorleistungskosten und zunehmende Unsicherheiten belasteten insbesondere die Gewinnerwartungen. Die durchschnittliche Geschäftslage blieb zwar befriedigend, jedoch nahm die Zahl der negativen Einschätzungen zu, und der zuvor erkennbare Erholungstrend verlor an Dynamik.


Seit 2023: strukturelle Abkühlung und zunehmende Herausforderungen

Ab 2023 zeigt sich die anhaltende konjunkturelle deutschlandweite Abkühlung auch für den Standort Feuchtwangen. Die aktuelle Geschäftslage wurde überwiegend als befriedigend oder eher schlecht bewertet. In mehreren Befragungen lag der Anteil guter oder eher guter Einschätzungen unter 30 %. Immer mehr Unternehmen berichteten von einer Verschlechterung gegenüber dem jeweiligen Vorjahr, und die Gewinnerwartungen blieben mehrheitlich negativ. Parallel gewannen, wie in ganz Deutschland, strukturelle Herausforderungen an Bedeutung: Hohe Energiekosten, Personalkosten und Bürokratie gehörten dauerhaft zu den meistgenannten Belastungen. Der Fachkräftemangel erreichte hohe Betroffenheitswerte, und die Investitionsneigung war über mehrere Erhebungen hinweg rückläufig. Trotz dieser Entwicklungen blieben die Beschäftigtenzahlen zum aktuellen Stand glücklicherweise meist stabil.

 

Strukturelle Trends der Feuchtwanger Konjunkturumfrage

Trend Fachkräftemangel
Fachkräftemangel
Personalgewinnung ist eine dauerhaft zentrale Herausforderung. Über alle Erhebungsjahre hinweg bleibt die Besetzung offener Stellen mit qualifiziertem Personal das deutlich stabilste Belastungsfeld der Feuchtwanger Betriebe. Schwankungen der allgemeinen Konjunktur führen hierbei zu kaum einer spürbaren Entlastung. Die Unternehmen sehen sich unabhängig von der wirtschaftlichen Lage mit einem anhaltend knappen Fachkräfteangebot konfrontiert, was Planungs- und Entwicklungsmöglichkeiten einschränkt.
Trend Fachkräftemangel
Trend Bürokratiebelastung
Bürokratiebelastung
Die Befragungen zeigen über Jahre hinweg einen nahezu unveränderten Anteil an Betrieben, die Bürokratie als wesentliche Hürde benennen. Politische oder regulatorische Veränderungen wirken sich auf diese Bewertung seit 2018 nur geringfügig aus. Für die Unternehmen bleibt der Aufwand zur Erfüllung administrativer Anforderungen damit ein langfristig stabiles Hemmnis.
Trend Bürokratiebelastung
Trend externe Einschläge
Weltereignisse treffen auf Feuchtwangen
Kostenrisiken im Zusammenhang mit Krisen und Kriegen folgen klar identifizierbaren externen Auslösern. Energiepreise steigen insbesondere im Zusammenhang mit der Ukrainekrise deutlich an. Materialkosten und Lieferengpässe prägen vor allem die pandemiebedingten Jahre, in denen globale Produktionsketten teilweise unterbrochen waren. Lohnkosten steigen vor allem aufgrund der Inflationsauswirkungen und des Fachkräftemangels, der zu höheren Anforderungs- und Vergütungsniveaus führt.
Trend externe Einschläge
Trend gleichzeitiger Herausforderungen
Multiple Herausforderungen
Seit 2023 verdichten sich zahlreiche Herausforderungen zu einer in dieser Form bislang nicht beobachteten Mehrfachbelastung. Gleichzeitig hohe Energiepreise, weiterhin partiell bestehende Materialengpässe, ein ausgeprägter Fachkräftemangel, konstante Bürokratiebelastungen sowie eine schwache Nachfrage treffen in dieser Phase zusammen. Die Kombination dieser Faktoren führt zu einer spürbaren Verunsicherung und spiegelt sich in einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft vieler Betriebe seit 2023 wider.
Trend gleichzeitiger Herausforderungen

Stadtmarketing Feuchtwangen

Dr. Reinhard Reck